Die Geschichte Irlands - von der Steinzeit, den Kelten, englischer Unterdrückung und dem Kampf um Freiheit

Irlands Geschichte reicht weit zurück und hat seine Wurzeln im Neolithikum. In dieser Rubrik schreiben wir über die Hinterlassenschaften aus der Vorgeschichte, die Besiedlung durch die Kelten, über die Besatzung durch die Engländer und Irlands Weg in die Unabhängigkeit. Begleiten Sie und auf eine Reise durch die Zeit auf den Spuren der irischen Geschichte.

Prähistorische Zeit in Irland

Die Spuren der ersten Siedler Irlands verlieren sich im Dunkel der Geschichte. Diese ersten Bewohner Irlands dürften die Insel zwischen 10.000 bis 7500 v.Chr zum ersten Mal betreten haben. Sie bestritten ihr Überleben hauptsächlich durch die Jagd und den Fischfang und hinterließen der Nachwelt kaum Zeugnisse ihrer Existenz. Erst ab ca. 4000 v. Chr. finden sich verschiedene Überreste von Bauten, von denen viele bis heute große Rätsel aufgeben. Eine der rätselhaften Hinterlassenschaften, die in diese Zeit fällt, findet man in der Anlage von Newgrange. Es handelt sich um eine runde Anlage mit mehreren unterirdischen Gängen und Gräbern. In der Umgebung sind einige große Steinblöcke zu finden, die seltsame, spiralenförmige Verzierungen aufweisen. An bestimmten Tagen im Jahr reicht das Sonnenlicht bis an weit im Inneren der Anlage liegende Punkte, doch die Deutung der Anlage und der Verwendungszweck sind bis heute nur unzureichend geklärt.

Kelten in Irland

Die ersten keltischen Einwanderer, die zum Volk der Gälen gehörten, gelangten um etwa 600 v. Chr. über den Norden Frankreichs in das Land. Die keltische Kultur hatte ab diesem Zeitpunkt einen großen Einfluss auf die irische Gesellschaft und findet sich unter Anderem auch in der irischen Sprache wieder. Schon bald entwickelten sich einfache politische Strukturen und führten zur Teilung der Insel in 5 eigenständige Königreiche, die miteinander in Kontakt standen. Diese waren Ulster, Nord- und Süd-Leinster, Munster und Connaught. Aus der keltisch geprägten Ära sind auf der ganzen Insel viele archäologische Zeugnisse zu finden. An mehreren Orten in Irland kann man auch heute noch in bestimmten Mustern aufgestellte und mit Mustern verzierte Steinblöcke und Überreste keltischer Festungen und Siedlungen besichtigen. Die Kelten respektierten die Natur und lebten in Einklang mit ihr. Jedoch waren die Kelten keineswegs ein unterentwickeltes Nomadenvolk. Die Kelten waren ausgezeichnete Straßen- und Brückenbauer. Sie machten sich Techniken zunutze und bauten Geräte, die Ihnen die landwirtschaftliche Arbeit erleichterten. Außerdem waren Sie Meister auf dem Gebiet der Metallverarbeitung. Auch entwickelten Sie vielfältige religiöse Bräuche und feierten Feste anlässlich besonderer Tage im Jahr wie beispielsweise das Samhainfest. Die Druiden gehörten zur Elite der Kelten. Sie kümmerten sich um die Philosophie und die keltische Religion, brachten Opfer dar und waren als Heiler tätig.

Im Gegensatz zu Brittanien, von dem große Teile schon bald von den Römern erobert wurden, blieb Irland vorerst vor den Einflüssen ausländischer Expansionsambitionen erspart. Erst als die Christianisierung einsetzte, die vorrangig durch den Missionar Patrick stattfand, war die irische Gesellschaft größeren Veränderungen unterzogen. Der aus Wales stammende Patrick war der erste christliche Missionar in Irland. Auf seinem Weg durch Irland gründete er Schulen, Klöster und Kirchen und bekehrte unzählige Iren zum christlichen Glauben. Seitdem gilt Patrick als der Schutzpatron Irlands. Durch die Ausbreitung des Christentums weitete sich auch die Macht der Kirche rasch aus und viele Kirchenobere waren bald auch einige der größten Landbesitzer. Gleichzeitig erlebte das Land nicht nur religiösen, sondern auch kulturellen Aufschwung. Ab Ende des 8. Jahrhunderts begannen die Wikinger mit ihren Feldzügen gegen Europa und machten auch vor Irland nicht halt. Die Wikinger waren erfahrene Kämpfer und konnten bedeutende Siege über die ursprüngliche Bevölkerung erringen. Die Wikinger ließen sich in einigen Gebieten Irlands nieder und errichteten Siedlungen. So geht beispielsweise die Gründung der Stadt Dublin auf eine Siedlung der Wikinger zurück. Mehr als 200 Jahre beherrschten die Wikinger viele Gebiete Irlands, ehe die Iren sie in der Schlacht von Clontarf besiegen konnten.

700 Jahre Unterdrückung - Die Engländer in Irland

Die irische Souveränität sollte nicht lange währen. Denn auf den benachbarten britischen Inseln hatte sich eine regionale Macht entwickelt, die ihren Wunsch nach Expansion in die Tat umsetzen wollte. Ab 1171 eroberten die Briten große Teile Irlands und zerstörten die vorhandenen, politischen Strukturen, um sie gegen ein eigenes, nach England orientiertes System zu ersetzen. Diese Veränderung ging mit einer Siedlungswelle aus England und der Benachteiligung der irischen Einwohner einher. Die Ansiedlung von Protestanten aus England wurde vor allem deshalb so intensiv vorangetrieben, um den vorherrschenden katholischen Glauben zu untergraben und eine loyale Bevölkerungsschicht aufzubauen. Unter der englischen Herrschaft wurden alle Institutionen, die für die englische Herrschaft von Bedeutung waren, in Dublin konzentriert. Die frühere, irische Verwaltung, die sich vorwiegend auf die Tätigkeit einiger Stammesführer aufteilte, wurde abgeschafft. An dessen Stelle trat das englische common law. Durch eine gezielte Siedlungspolitik stellten die Protestanten im Gebiet des heutigen Nordirland bereits die Mehrheit der Bevölkerung dar. Die irische Bevölkerung wurde vielerorts in weniger ertragreiche Gebiete im Westen verdrängt.

Selbstverständlich blieb der Widerstand gegen die Unterdrückung durch die englischen Herrscher nicht aus. Immer wieder organisierten die Iren Aufstände, die aber trotz der groß angelegten Unterstützung des katholischen Spaniens immer wieder vernichtend niedergeschlagen wurden. Die größte Niederlage erlitten die Iren in der Schlacht am Boyne. Um die englische Vorherrschaft weiter auszubauen wurden danach alle irischen Landbesitzer enteignet. Die katholischen Iren durften ihr Land fortan nur mehr als Pächter bei den protestantischen Landbesitzern bewirtschaften. Diese Maßnahme und der damit einhergehende weitere Ausbau der Beherrschung Irlands durch eine englische Oberschicht spitzte die Lage weiterhin zu. In der Folge wurde Irland weiterhin, unter Anderem durch von England auferlegten Handelsverboten, in seiner Eigenständigkeit eingeschränkt und ausgebeutet. Diese Politik schürte die wirtschaftlichen und religiösen Konflikte so sehr, bis die Iren 1796 erneut einen großen Aufstand gegen die Unterdrücker wagten, der die Situation diesmal entscheidend beeinträchtigte. Die Basis der englischen Vorherrschaft war im Wanken begriffen. England löste das Problem durch die Eingliederung Irlands in das Vereiniget Königreich. Das Parlament in Dublin wurde aufgelöst und Irland erhielt stattdessen eine Vertretung in London. Den Katholiken wurden wieder mehr Rechte zugestanden, jedoch war Irland verstärkt von England abhängig.

Die Hungersnot - die große Katastrophe in Irland

Von 1845-1850 ereignete sich die größte Katastrophe in der Geschichte Irlands. Die Erinnerung an die schrecklichen Folgen dieser Katastrophe ist bei den Iren bis heute im kollektiven Gedächtnis verhaftet. Durch eine Kartoffelfäule kam es zu mehreren Missernten. Dadurch wurde die ausreichende Nahrungsmittelversorgung vor gewaltige Probleme gestellt und es kam zu einer Hungerkatastrophe, durch die Irland einen Großteil seiner Bevölkerung verlor. Neben den über eine Millionen Iren, die aufgrund der Nahrungsmittelknappheit verhungern mussten, waren mehr als zwei Millionen Menschen zur Auswanderung gezwungen und ließen ganze Siedlungen verweist zurück, noch heute gibt es so genannte „famine villages“, Ruinen von verlassenen Häusern, die von dieser Zeit zeugen. Viele Iren flüchteten nach Amerika, Kanada oder Australien, wo deren Nachfahren heute noch eine bedeutende Bevölkerungsschicht bilden.

Der irische Kampf um die Unabhängigkeit

Da die englische Regierung keinerlei Maßnahmen ergriff, um die Hungersnot in Irland einzudämmen, strebten die Iren wieder verstärkt die Unabhängigkeit von England an. Um 1900 kam es zur Gründung einiger radikaler Gruppierungen, die die Unabhängigkeit Irlands mit allen Mitteln erreichen wollten. Der berühmte Osteraufstand in Dublin von 1916 stellt die letzte große Rebellion dar, die von den Engländern noch einmal niedergeschlagen werden konnte. Das Ende des Unabhängigkeitskrieges 1921 leitete schließlich die Gründung des unabhängigen Staates Irland ein. Lediglich die nördliche Provinz, die vorwiegend von Protestanten bewohnt war, verblieb bei England und bildet heute die Region Nordirland. Bis heute gibt es in dieser Region Konflikte zwischen den beiden Lagern. Aufgrund einer Unabhängigkeitsbedingung von England war die Republik Irland vorerst Mitglied des Commonwealth. Die englische Krone erhoffte sich daraus, weiterhin Einfluss auf Irland ausüben zu können. Mit der Verabschiedung einer eigenen Verfassung trat Irland allerdings wieder aus dem Staatenbündnis aus. Die schwer angeschlagene Lage brachte bis Anfang der 90er Jahre eine ständige Auswanderungsbewegung mit sich. Durch die Mitgliedschaft in der Europäischen Union und die Knüpfung von Kontakten mit anderen Ländern konnte Irland seine Wirtschaftsleistung aber deutlich ausbauen und ist heute ein moderner, westlich geprägter Staat. Irlands Geschichte mag stark von Eroberungen und Fremdbeherrschung geprägt sein. Doch nicht minder findet sich in der historischen Betrachtung des Landes immer wieder der starke Wille zur Unabhängigkeit, der zu einem stark ausgeprägten Nationalstolz geführt hat.

Surftipp: Die Website www.irland-geschichte.de beschäftigt sich ebenfall mit der Geschichte von Irland.

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